Der Text geht von dem Dilemma des modernen Individuums aus, sich selbst als Einheit zu beschreiben, aber als Einheit in der Gesellschaft nicht präsent zu sein. Er thematisiert in zweifacher Hinsicht die Scharnierstelle zwischen gesellschaftlicher Kommunikation und der Selbstbeschreibung der Individuen. Zunächst geht es um die als "Biographiegeneratoren" bezeichneten Spezialinstitutionen, die es dem modernen Individuum erlauben, sich als Einheit zu thematisieren. Sie sind der soziale Ort, an dem biographische Identität zum Ereignis wird. Nur hier läßt sie sich thematisieren, hier entsteht sie als kommunikative Wirklichkeit. Die Bedeutung der Schriftlichkeit für die Generierung biographischer Identität steht im Zentrum der Untersuchung. Andererseits bestimmen moderne Individuen ihre Identität nicht nur biographisch, vielmehr greifen sie auf sozial präformierte Beschreibungen zurück und markieren damit ihre Teilhabe an der Gesellschaft. Diese Form der Identitätsbeschreibung wird hier als "partizipative Identität" bezeichnet.
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Hans-Georg Pott / Alois Hahn
Bernhard Waldenfels / Alois Hahn
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Ausgewählte Daten
Alois Hahn, ausgewählte Daten
Alois Hahn ist Professor für Soziologie an der Universität Trier und Professeur associé an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales, Paris. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Identitätstheorien, Soziologie der Religion, der Gesundheit und der Familie. Ausgewählte Veröffentlichungen: Einstellungen zum Tode und ihre soziale Bedingtheit (1968); Religion und der Verlust der Sinngebung (1974); Soziologie der Paradiesvorstellungen (1976); Zur Soziologie der Beichte und anderer Formen institutionalisierter Bekenntnisse: Selbstthematisierung und Zivilisationsprozeß (1982); Selbstthematisierung und Selbstzeugnis: Bekenntnis und Geständnis (mit V. Kapp) (1987); Biographie und Lebenslauf (1988); Die ersten Jahre junger Ehen (mit R. Eckert und M. Wolf) (1989); Mißverständnisse und Irreführungen - oder die Logik des Unausgesprochenen bei Marcel Proust (1991); Religion und Kultur (Sonderheft der KZfSS; hg. mit J. Bergmann und T. Luckmann) (1993); "Partizipative" Identitäten (1997), Risiko und Gefahr (1998), Kontingenz und Kommunikation (1998).
Claudia Bohn, ausgewählte Daten
Cornelia Bohn ist Hochschulassistentin für Soziologie an der Universität Trier. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Soziologische Theorien, Kommunikationsmedien, französische Soziologie, Kultursoziologie. Ausgewählte Veröffentlichungen: Habitus und Kontext. Ein kritischer Beitrag zur Sozialtheorie Bourdieus (1991); Verstehen, Kommunikation und das Problem der Schriftlichkeit bei Dilthey und Luhmann (1992); Schriftlichkeit und Mündlichkeit in der Selbstbeschreibung der Kommunikation (1993), Die Beredsamkeit der Schrift und die Verschwiegenheit des Boten. Zur Soziologie des Briefgeheimnisses (1996); Schriftlichkeit und Gesellschaft (1998); Le double paradigme dans les théories de la différenciation sociales (1998); Schriftlichkeit als Generator der Moderne (im Druck).