SILVIA KLARA BREITWIESER

SANS SOUCI - CENT SOUCIS / Ohne Sorge - 100 Sorgen

Kiel, 1990/1991   |   Potsdam, 2009
Ein Text von Dietmar Kamper, 1990

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Kiel, an der Glasfassade der Stadtgalerie im Sophienhof, 1991
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SANS SOUCI - CENT SOUCIS / Ohne Sorge - 100 Sorgen 1990/1991

DIE TÜREN VON 'SANS,  SOUCI '
Hommage an Potsdam

Im Rahmen der Ausstellung
DER GESCHMACK VON WOLKEN
im Kunstraum Potsdam, Schiffbauergasse 4, 14467 Potsdam,
vom 13.12.2009 - 07.02.2010

Schwarze Siebdrucke auf transparenter Folie, glänzend, je 99,5 x 61,5 cm (H x B) / graue Folien-Klebebuchstaben.
Nach fast 20 Jahren kommt eine Arbeit endlich dahin, von wo ihre Idee und ihr Motiv ausgingen: Potsdam. Im Kunstraum Potsdam wird auf kleinstem Raum ein Ausschnitt aus der gleichnamigen großen Installation in Kiel geschaffen und die damalige Bedeutung auf ihre heutige Aktualität überprüft (Ausstellung 1990/91: Projekt Dialoge - Ästhetische Praxis in Kunst und Wissenschaft, Berlin/Kiel).

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ICH BIN ÜBER EINE GRENZE GEGANGEN
- "NACH DRÜBEN" - UND KANN
SEITDEM HIN- UND HERGEHEN
ZWISCHEN ZWEI LÄNDERN.

DIE BOTSCHAFT VON 'SANS, SOUCI' :
ICH SEHE UND GEHE DURCH
GLAS UND NICHTS HÄLT MICH;
HÄLT MICH AUF ODER AN.

SANS,  SOUCI - GEÖFFNETE TÜR
IN EIN ANDERES LAND, BLICK HINEIN
UND HINAUS, EINSICHT UND AUSSICHT,
EINBLICK UND AUSBLICK.
FAST KEIN RAUM, ABER BLICK.

1990/1991
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Jede "Sans-Souci-Terrassentür" ist einzeln in der Art
einer Patenschaft zu erwerben. Signiert, datiert und numeriert.

Kontakt: silvia.breitwieser[AT]berlin.de
Homepage von Silvia Klara Breitwieser

Zu den Fenstern und Türen von SANS, SOUCI [1]

Das Leben im Ausschnitt eines Rahmens,
Fenster und Türen als Schwellen zwar, aber auch als Rahmen.
Sie sind nicht nur Filter (Interface),
sondern zunehmend Generatoren von Idyllen.
Die Idylle als Bildchen des Ganzen,
das - indem es das Leben (hier vegetativ verstanden)
einsperrt - letztlich tödliche Wirkungen hat.

Was sich als Sorge gibt, ist eine ambivalente Strategie.
Als ”Sorge um sich“ schafft sie die Voraussetzung der Erträglichkeit.
Als Sorge, die schließlich alle Kraft auf ihre eigene Installation anwendet, auf ihre Institution, ist sie ein besonders deutliches Exempel für den Umschlag der Mittel in den Zweck.

Die sprichwörtliche Schönheit hat also einen Schrecken an sich, der zurück- und vorausscheint.

Die halboffene Tür, aus der Feigenlaub wächst, mäßigt die Überfülle eines unerträglich intensiven Lebens zu dem, was Menschen ertragen können;
die Form aber ( Ausschnitt, Rahmen, Kleinschnitt, Miniatur[2] etc.) führt einen Tod im Schilde.
Die Macht des Königs manifestiert sich in einer Gartenform, in der die Schere (zum Stutzen) [3] herrscht.
Was gegen die Wucherungen gerichtet war und ist,
trifft auch den Keim, den Kern der Gene.
In der Gartenkunst des Feudalismus ist die Gentechnologie (= Macht über das Leben in der Weise des verhängten Todes) angelegt.

Wichtig ist noch die Zahl 14; es handelt sich um die Stücke des Mondes, Tribut an ein lunares Leben der Frau, zugleich dessen Kreuzigung im Raster der Herrschaft.

Dietmar Kamper25.10.1990

Anmerkungen des Herausgebers:
[1] Ein bislang unveröffentlichter Text. Den Anlass gab Silvia Klara Breitwiesers Arbeit "DIE TÜREN VON SANS, SOUCI" für "PROJEKT DIALOGE - Ästhetische Praxis in Kunst und Wissenschaft von Frauen". Die Ausstellung dazu fand 1991 in der Stadtgalerie Sophienhof Kiel statt. Der damalige Arbeitstitel der Arbeit lautete 1990 "Monsieur SANS - Madame SOUCI".
[2] im Typoskript "MiniaTUr"
[3] handschriftlich eingefügte Klammerung