"Das, was anfangs mehr als zu irritieren schien in der Webeaktion Penelopes, bekommt bei der Betrachtung hoch komplexer Naturphänomene tatsächlich einen tiefen Sinn. Ihr Rückzug bis hin zur Auflösung ihres Produkts ist lebensrettend, lebensspendend und Gedächtnis-konstituierend zugleich. Gegen permanentes Wachstum ohne Reflektion und Regression setzt sie den Zauber der Natur, der überhaupt nichts mit Betrug zu tun hat."
Gertrud M. Lettau in Kunst und Täuschung
inspiriert von Georg Trakl
Wo bist du, die mir zur Seite gehen sollte,
Wo bist du Himmels Seraphim
Ein rauer Wind höhnt mir ins Ohr; du Närrin!
Ein Traum! Ein Traum! Du Torin!
immer wieder dasselbe Spiel,
zwischen innen und außen,
zwischen dort und hier
zwischen oben und unten
zwischen mir und dir.
Raus oder rein?
du bietest an,
du beschenkst,
du kommst immer nur bis zur Schwelle,
du musst gleich wieder gehen,
du hast wieder keine Zeit,
du drehst dich schon um,
mir scheint, du übst den Übergang -
wovor ist dir denn eigentlich bang?
Wolken vor dem Mond
versunken in Wehmut mit Novalis
Hymnen an die Nacht
Der Mond und die Gezeiten
innig mit dem All verbunden
und mit mir
Von der Philosophie leben
ist kaum möglich
nur für sie und mit ihr
Nichts ist ohne Grund
grundlos nicht das Nichts
so geht‘s immer rund
Schwarzes Loch entbehrt des Lichts
Ich will die Flöte spielen
nun, da der Mond mir
so nahe scheint
6.-7.7.2021
In jedem Heute steckt der Tod
Todesheute Abendrot
Abendrot morgen tot
Morgen ist nicht heute
Hochbetagt
Todgesagt vor dem Sterben
Todesmeute
Todesbeute
Today Tod ay?
Noch nicht!
Seid auf der Hut,
In mir ist Glut -
noch hab ich Mut!
21.7.2021
Hommage an das Gedicht von „Sapia“ von Leo Tuor, ein Intellektueller, der, zudem, im Gegensatz zu mir, wissend, wovon er spricht, immerhin war er 17 Sommer auf der Alp (Greina-Hochebene), drei davon als Kuhhirt, vierzehn als Schafhirt, ein wunderbares - mich Unwissende in meinen schwerwiegenden Zeiten tief berührendes - Gedicht in rätoromanischer Sprache verfasste, das mich Uneingeweihte inspirierte, etwas dazu zu schreiben, lediglich zu einem Stereotyp dessen fähig. Vielleicht - und es scheint mir wirklich so zu sein - ist es die Differenz von Kultur und wirklich erlebter Natur? Dann aber ist meine Faszination realistisch nachvollziehbar.
Die Kuh macht Muh
und sie gibt Milch dazu,
hat große Kulleraugen,
die macht sie zu beim Saugen!
Etwa nicht?
Man muss sie lieben, diese Kuh,
blickt man in ihre Augen.
Nährt Kind und Kegel noch dazu
Die finden dadurch ihre Ruh!
Oder?
Rennt eine Kuh davon,
dann muss schon viel passiert sein!
So bin ich für ein Pentagon,
damit sie beschützt ist fein!
Nichtwahr?
Sie ist kein Jagdtier,
ganz ohne Gier
nach Beute,
drum liebe Leute,
lasst sie doch in ihrem Revier!
Beutetier, auch das ist sie kaum,
sie liebt den Platz im Stall
oder wohl mehr die Alm
den weiten Raum...
geschlachtet wird sie auf keinen Fall.
Und hin und wieder auf der Alb
das ist doch schön für sie
bekommt sie auch ein Kalb
sonst gäb es Milch ja nie!
Zusammen mit dem Wiesel
könnt sie es säugen lieb
So klar wie im Bach das Kiesel
freut ich mich ungetrübt und blieb, wie sie!
Doch ist das Wiesel Jäger
und auch noch Beutetier
Lief dies davon, sei‘s auch leger
verließ ich, damit ich‘s nicht verlier,
um es zu holen, das Revier.
Und die Moral von der Geschicht:
Verliere nie dein Wiesel nicht!
Die Zeit hat Zeit
- wie eine Katze, die auf leisen Pfoten schleicht -
vergeht und zählt sich selber nicht die Zeit!
Doch manchmal fliegt sie auch Raketen-gleich.
So fühlt der Mensch,
bedenkt es drum:
Schon wieder ist ein Jahr herum!
„Alle Lust will Ewigkeit“
ganz ohne Leid und Weh
„Weh spricht: vergeh!“
Die Zeit
hat Zeit!
7.1.2022
Knallrote Mohnblütenblätter
winken im Sommerwind
künden dein Lachen an
Willst du ihn oder sie?
Bist du schwul oder bi?
Weißt es selber nicht
Bist der größte Hit!
Fang kein Streit mit mir an,
weil ich nichts dafür kann.
Hab dich nicht gleich liebgewonnen,
was durch dich in Hass zerronnen!
Warum du Arsch,
bläst du mir den Marsch?
machst du mir und dir das Leben schwer.
Ich kenn dich längst…
brauch nicht sehr viel dafür,
was immer du denkst…
das Spiel meines Lebens
war kein Deal mit dir.
Beenden
Was war
Aber
Nicht
Hat sein können
Beginnen
Was nicht ist
Aber
Sein kann
Kreuzen sich
Berühren sich
Treffen sich.
Stoßen sich ab
Ziehen sich an
Verlieren sich.
Treffen sich wieder.
Ein Fest der Liebe sollte es sein
Heiligkeit in reinem Schein
Nichts Böses soll uns mehr durchdringen
den Hungernden Brot und Kleider bringen
den Traurigen ein Liedchen singen
den Einsamen Gemeinschaft bringen
den Frierenden in Wärme hüllen
den Sterbenden noch mit Frieden erfüllen
Statt Heilig Frieden in Kerzenschein,
scheint Scheinheiligkeit ganz üblich zu sein
Statt das Böse vermutlich ausgemerzt
regiert Böswilligkeit ganz ohne Herz
Statt Fröhlichkeit herrscht Traurigkeit
statt Herzensgüte Lug und Neid
So viele, die noch einsam sind
an solchen Tagen ohne Kind
und ohne Familie obendrein,
das ist unglaublich und nicht fein.
Und Hungern in Kälte ohne Dach
Das heutzutage! Werdet endlich wach!
Selbst Schuld an ihrem Dilemma
so sagt manch einer immer
und merkt nicht seine Projektion
obgleich er Lehrer doch so lange schon
und eins doch selbst gelernt haben müsst:
lerne dich erst selber kennen, bevor du andere misst.
lacht ein frohes Kind
weht auch ein frostiger Wind
und es ist bitterkalt -
ist es Weihnachten bald!
Freuen sich alle sehr
auf Geschenke und mehr:
Scheint ein heller Stern
aus der Himmel Fern
strahlt in dunkler Nacht
gegen der Finsternis Macht!
Und ins traurig Gemüt
klingt ein warmherzig Lied
bis in die Krankenkammer
mildert bald den Jammer
lässt die Tränen versiegen
und die Sorgen zerstieben.
Rieselt dann auch der Schnee
lautlos, sanft aus der Himmels Höh
rufen die Engelein all
mit himmlisch herrlichem Schall:
Lasst Eure Freude nicht vergehen
und die Hoffnung dazu bestehen
Und zu der Weihnachtstage Feste
Gesundheit, Liebe und das Allerbeste.
Weihnachten 2021
Das Jahr Zwei-Null-Zwei-Eines
war sicher nicht meines
auch war es nicht seines
war es eventuell deines?
Schweig! So herrschten sie mich an,
Vater, Mutter, wer‘s eben durfte oder kann.
Opa und Oma eigentlich nie
sie ließen mich hoppeln auf ihrem Knie!
Als Kind war ich manchmal laut
nur wenn man mir das Spielzeug geklaut.
Nicht immer, aber nur dann und wann,
zeigte sich auch, was ich wirklich nicht kann.
Ich werde nie vergessen den Tag,
als ich wirklich meiner Panik erlag.
Der Gemüsemann klingelte an der Tür,
meine Mutter hatte schon das Gespür,
sie bewappnete sich mit dem Portmonee
lief zu ihm und ich „ojeh“,
blieb zurück mit der Milch auf dem Herd,
die kochte und ich - vielleicht völlig verkehrt -
anstatt den Gashahn abzudrehen,
rannte zur Mutter um ihr zu gestehen,
dass ich nicht im Griff hatte die Situation.
Sie hatte vergessen die Milch längst schon.
Rannte dahin und rettet die Lage!
So also zeigt nicht nur eine Sage:
Wenn du nicht weiter weißt und es droht
für alle eine höchste Not,
so gibt es immer noch die Frage
und die Bitte um Hilfe in jeder Lage
bevor es überkocht die Tage
und Schweigen wäre die kleinste Klage.
Wo waren die bunten Krokusblüten
im kalten Winter?
Sage nicht, dass sie unter der Erde waren.
Ich habe nachgesehen:
da waren sie nicht!
Wenn
an der Aufforderung zur Toleranz
die Akzeptanz
eines Denkverbots hängt,
weil die Gedanken der Klugen
die Gefühle
der Gedankenlosen
verletzen könnten,
wird die Dummheit triumphieren
Wenn der Zenit der Toleranz überschritten wird
feiert die Unverschämtheit mit
der Unfähigkeit
ihren Erfolg.
Was Toleranz ist?
Toleranz hat doch nur etwas mit der Marge
der Differenz eigener Involviertheit zu tun.
Die einen fühlen den kalten Regen
auf der warmen Sommerhaut,
die anderen werden
einfach nur nass.
Eins zwei drei wer hat die Schuld?
Mit der Schuld ist das so eine Sache,
im Idealfall verteilt sie sich wie in einem Ballspiel,
in dem jede und jeder einmal den Ball abbekommt.
Warum ich nicht mehr dort bin?
Wegen der Reduktion
auf pure Projektionen.
Du willst schreiben?
Dann musst du
sieben Tage sterben,
um einen Tag
schreiben
zu
können.
Du leuchtest rot und groß und weit
als Wildkraut oft in dem Getreide
Du scheinst zu sein für eine Ewigkeit
am Wegesrand und auf der Weide -
doch gerade du stehst für Vergänglichkeit
die Blütenpracht ist bald schon Abendkleid
und deine Kapsels Milch entrückte Endlichkeit.
Düsseldorf, Mai 2022
Im Sonnenstrahlenglühen
welch ein zartes Blühen
glutrot leuchtet die Farbe dabei
im Wonnemonat Mai.
Es sprüht und glüht am Wiesenrand
wenn eigentlich auch Unkraut nur,
ist sie doch Poesie pur!
Mohn-Blumen verführen alle im Land
zur Sünde, sündhaft ist dieses Rot,
und innen schwarz blau ist der Tod
schon mitgegeben …
Drum heute lacht das Leben
und trinkt und tanzt ganz unbestritten
im Sternen-Kranz von Margeriten.
Düsseldorf, Mai 2022
Kamillenblüten, Margeriten
weiße Blüten und inmitten
gelb-golden ihre Staubenkörner,
für die Bienen echt der burner.
Kamillenblüten Margeriten,
Sprühen, glänzen in der Herde:
weitestgehend unbestritten
Sternenkinder auf der Erde
Düsseldorf, Mai 2022