2.04 Vorläufer, Vorbilder
1. Als Vorläufer können u.a. Herder, Friedrich Schlegel,
Hermann Hettner betrachtet werden. (Maren-Grisebach, 23f.) 2. Die literarische Formanalyse orientierte sich an den
Klassifikationen in der bildenden Kunst, wie sie Heinrich Wölfflin vorgetragen
hatte. Seine Arbeit Kunstgeschichtliche
Grundbegriffe (1916) diente – im Rahmen einer sogenannten ‘wechselseitigen
Erhellung der Künste’ – als Anleitung. (Baasner, 60) Wölfflin hatte an der Bildenden Kunst des 16. und 17.
Jahrhunderts eine Stiltypologie entwickelt und diese, ausgehend von der
optischen Wahrnehmung, in fünf Begriffspaaren formuliert: linear und malerisch,
flächenhaft und tiefenhaft, geschlossene und offene Form, Vielheitliches und
Einheitliches, absolute und relative Klarheit. (Gutzen, 175) 3. Die entscheidenden Antriebskräfte der neuidealistischen
Welle gingen vom Philosophischen aus. Der wichtigste Anreger war dabei
zweifellos Nietzsche, dessen Schriften ab 1895 einen kaum zu überschätzenden
Einfluss auf die geistige Situation auszuüben begannen. Als besonders
wirkungsmächtig erwies sich die Abhandlung Vom
Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (1874), in welcher der
„antiquarische“ Positivismus als eine blinde Sammelwut hingestellt wird, die
über dem rastlosen Zusammenscharren von Stoffen und Fakten jeden Nutzen des
eigenen Tuns vergißt. Aus dem „Dunstkreis“ dieser antihistorischen
Betrachtungsweise entwickelte sich um 1900 die sogenannten „Lebensphilosophie“,
wie sie Wilhelm Dilthey und zum Teil auch Karl Joel und Georg Simmel vertraten.
(Hermand, 32) |