2 Geistesgeschichte

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2.06 Perspektive/Ziele

1. Es wird angenommen, dass ein enger Zusammenhang besteht z.B. zwischen Dichtung, Philosophie, Religion und Musik, dass es einen ‘Gesamtgeist’ einer Epoche gibt, der sich in den einzelnen Phänomenen des geistigen Lebens ausdrückt. Die Epoche wird als Synthese aller ihrer kultureller Erscheinungen gesehen. Doch muss festgehalten werden, dass, wenn vom ‘Geist’ einer Epoche gesprochen wird, dieser nicht im Hegelschen Sinn metaphysisch als die selbsttätige Erfassung des Weltgeistes aufgefasst werden darf. Vielmehr hat man unter ‘Geist’ oder ‘Ideen’ historische Kategorien bzw. menschliche Leistungen zu verstehen. Die einzelnen Tatsachen und Phänomene einer Epoche sind unter einer aus dem Vorverständnis gewonnenen ‘Idee’ zu ordnen, aus dieser Ordnung der wesentlichen Erscheinungen einer Zeit ist der ‘Geist’ der Zeit herauszudestillieren, als dessen Ausdruck und Spiegelung nun wiederum die einzelnen Manifestationen interpretiert werden; dabei kann keine Beschränkung auf die Leistungen eines geistigen Gebiets statt haben, da alle für sich und untereinander im Bezug auf den ‘Gesamtgeist’ ihrer Zeit verbunden sind. (Gutzen, 173f.)

2. Ziel ist es, aus der gesamten Objektivation einer Zeit – von ihrer Religion bis zu ihrer Tracht – den Geist zu konstruieren, aus dem dies alles möglich und notwendig war: aus den Objekten einer Zeit ihr Subjekt. Wir suchen also die hinter den Kulturobjektivationen liegende Totalität, auf die wir jede einzelne Erscheinung zurückbeziehen dürfen, um von dort ihre ‘Erklärung’, besser: ihre Sinndeutung zu erfahren. (Eppelsheimer) (Gutzen, 174)

3. Die synthetische Schau des Geistes wird angestrebt. Das Ziel sind Synthese und damit Ganzheit, Zusammenhang, Totalität hinsichtlich der geistigen Bereiche der schöpferischen Werke. Erst im Blick auf die großen Zusammenhänge kann für die einzelnen Glieder der Entwicklung die rechte Perspektive gewonnen werden. (Maren-Grisebach, 24f.)

4. Ein philosophisches Einheitsstreben macht sich geltend, das sich weniger für die positivistisch zertrümmerten Einzelfakten als für das Grundsätzliche und Weltanschauliche interessiert. Die Analyse wird mehr und mehr durch die Synthese abgelöst. Das „Wesenhafte“, nicht das „Vordergründige“ der Dinge will man erkennen. Das wissenschaftliche Leitbild dieser Richtung ist der „freischöpferische“ Geist, der sich jedem materialistisch bedingten Kausalnexus zu entziehen scheint. Überall spürt man das Bemühen, endlich eine spezifisch geisteswissenschaftliche Begriffsbildung zu entwickeln. (Hermand, 29)

5. Man verlangte nach großen Aufgaben: der Erforschung ganzer Weltzeitalter und der philosophischen Auseinandersetzung mit ‘Urphänomenen’ wie Liebe und Tod. (Hermand, 46)


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