8.09 Textauffassung
1. Das Werk ist nicht durch den
Künstler das, was es ist, sondern eher ließe sich umgekehrt mit Heidegger
sagen: „Wodurch aber und woher ist der Künstler das, was er ist? Durch das
Werk“ (Heidegger 1957, 7). Ist das Künstlersein vom Werk abhängig, so kann das
Werk nie durch Rückgriffe auf den rein kausalen Ursprung begreifbar gemacht
werden. (Maren-Grisebach, 43) 2. Die logische Konsequenz aus der
Konzentration auf die im Werk selbst auftretenden Phänomene ist die Isolierung
des Textes: Er wird nicht primär als historisches oder gesellschaftliches
Produkt verstanden, sondern als ein letztlich autonomes Gebilde, zu dessen
Erfassung daher außertextliche Gesichtspunkte nur wenig beizutragen vermögen.
Zudem bezieht sich werkimmanente Betrachtung im allgemeinen nur auf
„Dichtungen“, schließt also nicht-fiktionale Texte, Trivialliteratur und
poetischen Kitsch aus. Zweck- und leserorientierte Texte sind immanent nicht
aufzuschlüsseln. (Petersen, 127) Abstrahiert man ein wenig von der
Vielfalt der einzelnen Positionen, die sich schwerlich historisch gerecht
zusammenfassen lassen, kann man sagen, daß literarische Texte im New Criticism
als autonome und ahistorische Objekte betrachtet wurden. (Weitz, 356f.) |