11 Weitere aktuelle Positionen (Kulturelles Gedächtnis, Interkulturelle Hermeneutik, Medientheorie)

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11.3 Medientheorie

11.33 Abschluss

1. Es hat sich gezeigt,  bedeutende theoretische Beiträge im Rahmen einer poetologischen Bestimmung der Literatur aus unterschiedlichen methodischen Richtungen kommen können. Von daher gibt es gar keine Notwendigkeit, Hermeneutik, Strukturalismus und Dekonstruktion von vornherein gegeneinander auszuspielen. Vorschlag, sie als sich ergänzende Bemühungen aufzufassen um die eine Sache der Frage, was Literatur sei und wie ein Wissen von der Literatur sich legitimieren kann. (Geisenhanslüke, 142f.)

2. Vorwurf, die Literaturwissenschaft ihren eigentlichen Gegenstand, die Literatur, zunehmend aus den Augen verliert. Einseitige Orientierung an theoretischen Fragen. Unberücksichtigt bleibt dabei, es erst die Literaturtheorie ist, die mit ihren grundsätzlichen Fragen zu Status und Funktion der Literatur die Wissenschaftlichkeit der Literaturwissenschaft begründet. Vor diesem Hintergrund ist der Ruf nach dem Ende der Literaturtheorie zugleich als ein reduktiver Versuch der Entdifferenzierung des modernen Wissens zu verstehen. (Geisenhanslüke, 143)

3. Beklagt wird,  die Expansion der Literaturtheorie im Zeichen des Poststrukturalismus bestenfalls zu einer allgemeinen Verwirrung beigetragen habe, die selbst die einfachsten Grundlagen der Literaturwissenschaft noch als komplizierte und voraussetzungsreiche Ergebnisse einer diskursiven Machtstrategie ausgebe, der es um Identitätszuschreibungen gehe, die sich bei kritischer Überprüfung nicht aufrechterhalten lassen. Abwehr der kritischen Fragen. Literaturtheorie als Feind. (Geisenhanslüke, 143f.)

4. Zwei miteinander rivalisierende Positionen innerhalb der Literaturtheorie. Die erste besteht in einer Rückbesinnung auf die philologischen und hermeneutischen Grundlagen des Faches. Damit wird zugleich ein Ideal der Wissenschaftlichkeit verfolgt, das der Poststrukturalismus zu verabschieden suchte. Die zweite Position besteht in der Anpassung des Faches an übergreifende historische und gesellschaftliche Entwicklungsprozesse. Sie fordert die vollständige Überführung der Literaturwissenschaft in eine Kulturwissenschaft und die damit einhergehende Begründung einer Medientheorie.

Beide Lösungsvorschläge sind gleich problematisch. Eine Rückkehr zum Wissenschaftsideal der traditionellen Philologie muss die Theorieentwicklungen der letzten Jahrzehnte zwangsläufig vernachlässigen. Wunsch, die Komplexitätssteigerung der letzten Jahrzehnte rückgängig zu machen.

Problematisch ist aber auch der Versuch einer Ablösung der poststrukturalistischen Ansätze durch eine neue Medientheorie und Kulturwissenschaft. Hier droht die Gefahr eines „allseitigen Dilettantismus“ (Böhme 1998, 485) sowie die vollständige Auflösung der Literaturwissenschaft in einem diffusen Verständnis von „Kultur“. Es stellt sich die Frage nach der spezifischen Funktion der Literatur im Unterschied zu anderen Wissens- und Praxisformen. (Geisenhanslüke, 144f.)

5. Beide Positionen orientieren sich letztlich am Vorbild der Naturwissenschaften: die Rückkehr zur Philologie, indem sie ein Ideal der wissenschaftlichen Objektivität verfolgt, das sich in den historischen Geisteswissenschaften nicht finden lässt, die Kulturwissenschaft, indem sie sich mit der unscharfen Differenzierung von Kultur und Natur eben den Definitionen anschließt, die die modernen Naturwissenschaften vorgeben. Beides sind Rückzugsgefechte.

(Geisenhanslüke, 145)


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