kiNo & tv |
Autoren Eckhard Hammel GerhardReda |
Jörg Buttgereit |
Buttgereit versteht seine Filme nicht als Unterhaltung, sondern als Kunst, die sich der Punk-Tradition verdankt. Aus diesem Grund bezeichnet er selbst die beiden Folgen von Nekromantik, wohl um sie von dem eher komödiantischen Comic-Begriff Splatter abzusetzen, als Corpse-Fucking-Art Nekromantik 1 (1987): Leichen-Stilleben in Folge eines Verkehrsunfalls. Bald rückt das Räumkommando "Joe's Säuberungsaktion" an. Unter der Mannschaft befindet sich der Protagonist Robert, der sich Leichenteile in die eigene Tasche zu stecken pflegt. Nach Feierabend daheim angekommen, wird Rob von Freundin Betty ungeduldig begrüßt, und wie gewohnt hat er Mitbringsel dabei, die er in der stattlichen Sammlung an Organen und Organteilen vom Fetus bis zum eingelegten Auge unterbringt. Während sich Betty in der Badewanne erfrischt, die bis zum Rand mit Blut gefüllt ist, schaut sich Rob eine TV-Dokumentation über die Spinnenphobie an. (Phobien, so heißt es in dem Programm, könne man wirkungsvoll mit Hilfe einer Schocktherapie begegnen. Das Verfahren ähnelt der behaviouristischen Therapiekonzeption, die unter dem Namen Implosionstherapie bekannt geworden ist.) Dabei schläft er ein und träumt vom heimischen Hof, auf dem ein Mann, offenbar sein Vater, Stallhasen schlachtete und ausnahm. Diese Motive vermischen sich mit Bildern einer Leiche, die er nach Quincy-Manier sektiert. - "Joe's Säuberungsaktion" hat eine Wasserleiche zu entsorgen, die Rob entwendet und seiner entzückten Freundin vorstellt. Mit einer Prothese versehen, welche ordnungsgemäß mit einem Kondom überzogen wird, kommt es zu einer Ménage-à-trois. Im Anschluß an die Liebesszene stärkt man sich zum Abendessen bei einem Stück rohen Fleisches. Währenddessen wird die Leiche neben ein Porno-Poster an die Wand gehängt. - Am nächsten Tag geht er wie gewohnt zur Arbeit, während Betty der im Bett liegenden Leiche ein Märchen vorliest, mit deren Kopf zwischen ihren Schenkeln. Unterdessen wird Rob wegen seiner blutverschmierten Arbeitskleidung gekündigt. Gefrustet zu Hause angekommen wird er obendrein von Betty vor die Tür gesetzt. Sie will nicht den Rest ihres Lebens mit einem Versager verbringen. - Als der gebeutelte Rob sich sodann vornimmt, in Zukunft alles besser zu machen, und Betty aufsucht, um ihr beschwichtigend eine Katze zu schenken, hat sich Betty mit der Wasserleiche davongemacht. Rob gerät in einen akuten Schub. Er verbrennt ein Foto von Betty und steckt die Katze in einen herumliegenden Leichensack, den er immer wieder vor die Wand schlägt. Sodann duscht er sich unter dem Kadaver und reibt sich mit dem herabtropfenden Blut und den sich lösenden Innereien den Leib ein. - Anschließend sucht er ein Kino auf. Dort wird ein Film vorgestellt, in dem ein irrer Killer ein Mädchen verfolgt, fängt und martert. Der rasende Rob gerät in eine biophobische Krise: Er verläßt angeekelt das Kino, betrinkt sich und halluziniert im Rausch eine weißgekleidete Unschuldsnymphe, die ihn zum Fußballspiel mit einem Totenkopf einlädt. Dieser verwandelt sich schließlich in Gedärm, und diese Metamorphose stürzt ihn in Euphorie. Allein, das Glück währt nicht lang. Im Angesicht einer Prostituierten, die ihm auf dem Friedhof dienlich sein soll, will es nicht funktionieren, und erst nachdem er sie erwürgt hat und sich über die Leiche hermacht, spürt er sein viriles Dasein. Alsbald schläft er, über seinem Opfer kauernd, ein. Morgens entdeckt ihn ein Friedhofsgärtner, dem er panisch den Kopf halb vom Rumpf trennt. Der Held dreht nun völlig ab, rast zu Klängen klassischer Musik jauchzend über eine Wiese, springt herum und genießt die unberührte Natur. In diese Naturaufnahme ist Material eingeschitten, in denen er eine Jesusminiatur auf ein kleines Kreuz nagelt. - Zuguterletzt liegt er auf seinem Bett, sticht sich ein Messer in den Bauch und hat währenddessen eine Ejakulation. Sperma spritzt, Blut spritzt, und im Ende taucht die Vision des Vaters auf, der das versehrte Stallhäschen bei rücklaufendem Film wieder zusammenmontiert. In der 105 Minuten langen FortsetzungNekromantik 2(1991) wird Monika die Leiche Robs wieder ausbuddeln, ihrem neuen Lover Mark beim Koitus den Kopf abschneiden, um ihn an den Torso Robs zu montieren. Buttgereit legt dem Handlungsablauf in Nekromantik 1 ein Trauma zugrunde, das auf die Entfleischung des Kaninchens, der Rob in frühester Jugend beigewohnt haben muß, zurückzuführen ist. Traumatisiert durch Daddy und terrorisiert durch Job und Gefährtin wird der Protagonist selbst zu einem Opfer höherer Instanz. Dadurch erscheinen manifeste Handlung und exekutierende Gewalt motiviert und erhalten einen latenten Sinn. Die ewigen Geschichten vom bösen Papa Carnifex erzeugen überdeutliche Kausalität, so kitschig, daß man sie nur noch als Ironie ertragen kann: Hätte Vater, der irgendwie daran schuld ist, das Tierchen nicht gekillt... |
Daniel Ekeroth | Hello! It´s cool that you´ve taken up Buttgereit on the net! Last year I was looking for material of him for my schoolwork about him, but it seemed almost impossible to get hold of any. At last iI managed to finish the work though. It´s written in swedish, but if anyone would be interessted in getting a copy - just keep in touch with me! |