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Eckhard Hammel | Bemerkungen zu Gibson, Buttgereit, Baudrillard |
1987 erschien die deutsche Ausgabe von William Gibsons Roman Neuromancer - dessen ursprünglicher Titelentwurf Necromancer lautete. Dem Begriff liegen die Implikationen von Nekro-Manie, Maniac, Nekro-Romantik zu Grunde. Zwar verdankt Gibsons Romanwelt der nekro-romantischen Science-Fiction-Literatur H. P. Lovecrafts und dem neuro-kognitiven Wahrnehmungschaos der Drogen- und Medienanalyse William Burroughs mehr als braven Zukunftsromanen à la Jules Verne; auch ist die virtuelle Gefahrenwelt in Gibsons Cyber Space keinesfalls so cool und leer wie der hygienische Raum der Hyperrealität Baudrillards, aber sie ist doch auf ihre virtuelle Art immer clean. Gibson charakterisiert den Cyberspace: "'Eine konsensuelle Halluzination (...) eine graphische Wiedergabe von Daten (...) Zeilen von Licht, geordnet im Un-Raum des Geistes, Cluster und Konstellationen von Daten" (William Gibson: Neuromancer, New York 1984, S. 51; Übersetzung von mir). Diese Hygiene virtueller Realität übt bei der Aufnahme Gibsons durch Fans, Rezipienten und Sekundärliteratur offenbar die größte Anziehung aus. Rötzer beispielsweise reklamiert sie für die Kunst und verteidigt sie gegen den "Unterhaltungssektor - Horror, Pornographie, Abenteuer und alle möglichen thrills". (Florian Rötzer: Einleitung, in: Cyberspace. Zum medialen Gesamtkunstwerk, hrsg. v. Florian Rötzer/Peter Weibel, München 1993, S. 12). Sauber ist auch der Technologiereport und die Technikfolgeabschätzung Howard Rheingolds, der den Cyberspace in seinem Werk "Virtuelle Welten" auf die Spanne zwischen "Unterhaltung, Flucht und Sucht" einerseits und Navigationsinstrument andererseits reduziert. Mit dem zweideutigen Kompliment, "one fears what Buttgereit may do next," ehrt der Horror-Enzyklopäde Chas Balun den Filmvorführer und Regisseur Jörg Buttgereit (The Deep Red. Horror Handbook, hrsg. v. Chas Balun, Albany 1989, S. 191). Buttgereits nekromantische Splatter-Welt ist alles andere als clean.(vgl.: Splatter-Punk. "Horror Extrem", hrsg. v. Paul M. Sammon, München 1990, S. 319-327) In seinem Film Schramm gilt die Liebe des Protagonisten einer Prostituierten, die Bonzen sexuelle Sonderwünsche befriedigt, während er vor der Haustüre zu warten hat. Er nagelt sich die Vorhaut an einen Tisch, und nachdem er sich, von Wahnvorstellungen heimgesucht, zu Tode stürzt, muß die Prostituierte unter Fesselungen und Marterungen allein mit ihren Freiern klarkommen. Buttgereits bekannteste Arbeit erschien ebenfalls 1987 und trägt den Titel Nekromantik. (Teil 1 wurde 1987 gedreht und dauert knapp 75 Minuten.) Buttgereit versteht seine Filme nicht als Unterhaltung, sondern als Kunst, die sich der Punk-Tradition verdankt. Aus diesem Grund bezeichnet er selbst die beiden Folgen von Nekromantik, wohl um sie von dem eher komödiantischen Comic-Begriff Splatter abzusetzen, als "Corpse-Fucking-Art". |
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