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Mondo Movies: Das Töten von Tieren, das für die Spanne zwischen antikem Mythos und wissenschaftlichem Experiment nicht weiter bemerkenswert war, wurde sehr bald in einer speziellen Gruppe des Horrorfilms zum Thema gemacht. 1949 erschien Georges Franjus Schwarz-weiß-Film Le Sang des Bętes, der Szenen aus einem Schlachthaus aneinanderreihte. Hier werden die Kehlen noch - das am meisten abstoßende Motiv - von Hand durchschnitten. In dieser Dokumentation stellt der Horror ein inneres Fundament der Normalwelt dar. Solche Dokumentationen von Tierschlachtungen haben das Film- und Videowesen weit über Rainer Werner Fassbinders In einem Jahr mit dreizehn Monden (1978) hinaus nicht mehr losgelassen. In der Subkultur begannen sie sich seit Anfang der 60er Jahre unter dem Namen Mondo Movies zu etablieren. Ihr Programm bestand darin, die Welt zu zeigen, wie sie wirklich sei. Sie referierten sterbende und tote Körper. Zu den ritualisierten Tiertötungen kam die Dokumentation kruder Sitten wilder und scheinbar naturnaher Völker. Während Filmpionierin Leni Riefenstahl in den 50er/60er Jahren wieder mit der guten, alten Photokamera die Initiationsriten der afrikanischen Nuba ablichtete, brachten Gualtiero Jacopetti, Paolo Cavara und Franco Prosperi ihre mit rassistischen Kommentaren unterlegten Arbeiten Mondo Cane (1962/63) und Africa Addio (1966) heraus, die auch Folterpraktiken und allerlei Ekliges vom afrikanischen Kontinent bis nach Hamburg und Hawaii auf Zelluloid bannten. Shocking Asia (1974) von Emerson Fox zeigt unter dem Motto „it will remain in your memory forever" Tierschlachtungen, Selbstquälereien unter Drogeneinfluß, ein Horror-Panoptikum in Singapur und live eine chirurgische Geschlechtsumwandlung. Dieser Dokumentartradition verdanken sich auch Conan Le Cilaires Faces of Death (seit 1978), die im Stil eines blutrünstigen und nicht immer kurzweiligen Nachrichtenmagazins authentische und offensichtlich inszenierte Todesfälle aneinanderreihen. Es gibt da einen mißglückten Fallschirmabsprung; Leiber, die von den Rotorblättern eines Hubschraubers zerfetzt werden; Leichenteile nach einem Flugzeugabsturz; einen Delinquenten auf dem elektrischen Stuhl, dem Blut aus den Augen quillt; einen lebenden Affen, dem man am Speisetisch eines exotischen Restaurants den Schädel einschlägt, um sein frisches Hirn herauszulöffeln; John F. Kennedys zerplatzenden Schädel; Menschen nach Bären- oder Krokrodilsattacken; Tote nach einem Autounfall oder einem glücklosen Sprung aus dem x-ten Stockwerk eines brennenden Hauses und neben dem obligatorischen Kopfabhacken noch viel dergleichen mehr.
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