hans peter   uertz

body scans
isochrone kunst im www

 

Worte zur Vernissage, E.H., im Dezember 1997

Herzlich willkommen liebe Anwesende,

zu Body Scans und damit zu dem (unseres Wissens nach) ersten isochronen Kunstwerk der Jetztzeit, das Peter Uertz und ich mit Hilfe der Werkstatt-Mitarbeiter der Heinrich-Heine-Universität hier aufgebaut haben. Vielen Dank auch an die Philosophische Fakultät, die überraschenderweise den Aufbau in ihren Hallen gestattet hat.

Ich erläutere zunächst die Installation. Die softwareseitigen Bestandteile sind HTML, Adobe Shockwave Flash und Javascript. Peter Uertz hat drei Body Scans erstellt, das sind Scans von Hautausschnitten seiner Körperoberfläche: von einem seiner Arme, einem seiner Beine und von seinem Bauch.

Nach einer grafischen Bearbeitung und der Unterlegung mit Sound-Samples hat Peter Uertz aus jedem Scan eine Animation erstellt, die mit Hilfe des entsprechenden Flash-Plugins in aktuellen [Anm.: zu der Zeit aktuellen] Browser-Versionen dargestellt werden kann. Diese Animationen lagern nicht als solche, sondern in der Form von drei Datenobjekten im Format swf auf dem Web-Server der Philosophischen Fakultät. Wenn ein Rechner (bzw. ein Browser-Plugin bzw. ein geeigneter Player) diese Objekte online beim Server anfragt, werden ihm die entsprechenden Datenstrukturen zugesendet. Die Browser-Software berechnet dann clientseitig die Animationen, die sie präsentiert. Wenn man in diesem System ein Original finden will, dann ist das die Datenstruktur, die der Server versendet.

Diese drei Animationen laufen hier […] auf drei Monitoren, bzw. auf drei Rechnern, die unter dem mit dem Tarnnetz verhangenen Tisch stehen. Die Gesamtinstallation wird durch eine Webcam aufgenommen. Die lineare Abfolge der Aufnahmen wird in ein HTML-Dokument eingebettet. Online kann diese Webseite aufgerufen werden. Die Benutzer*innen sehen dann das Live-Bild der Installation.



In der Mitte des Bildes befindet sich die Installation;
links, nur teilweise zu sehen, ein Monitor, der die Webseite zeigt.


Das Bild, das die Webcam liefert, ist im Quellcode des HTML-Dokuments mit einer Image Map unterlegt. Das ist eine Art Landkarte, die das Bild mit virtuellen Koordinaten überzieht. So entstehen Areale, die sensitiv bzw. anklickbar sind. In diesem Fall sind die drei quadratischen Bereiche der drei abgebildeten Monitore sensitiv. Wenn man mit dem Mauszeiger auf eine der drei Monitorflächen klickt, poppt ein entsprechendes separates Browserfenster auf, das sich automatisch an einer zugewiesenen Stelle auf dem Screen des Benutzers positioniert, sodass schließlich drei kleine, separate Browserfenster nebeneinander stehen, gemäß der Position der Monitore der Installation. [...]

In den Monitoren der Installation vor Ort und in den separaten Browserfenstern laufen isochrone Flash-Animationen, die in der faktischen Darstellung leicht voneinander abweichen können, denn sie sind abhängig von Übertragungsrate, Rechnerleistung, Grafikkarte etc. Weil aber die Urbild-Abbild-Relation nicht existiert, ist der Begriff „Übertragung in Echtzeit“ nicht zutreffend (nicht einmal der Begriff der "Synchronie"), der ja diese Differenz voraussetzt. Es gibt hier keine Differenz und kein Repräsentationsverhältnis zwischen der Präsenz der Performance und der beliebig weit entfernten Präsentation im Browser – so wie das bei herkömmlichen Kunstausstellungen der Fall ist. Traditionell gibt es nur ein "Urbild", alles davon genommenen Abbildungen (in Katalog, Poster, Tv-Bild usw.) sind sekundäre und deshalb zeitlich und räumlich verschobene Abbildungen. Diese Urbild-Abbild-Relation gibt es bei Body Scans nicht.

[E.H.]

Die unten folgende Abbildung simuliert die Installation. Durch Anklicken eines oder mehrerer Monitore im Webcam-Bild öffnen sich Simulationen der besagten separaten Browserfenster.

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Konvertierter Original-Clip von 1998
für ISDN-Übertragung, 160px x 120px,
ohne Audio/Ton.