Tappsi, meine Katze, weckte mich. Sie schwatzte vor meinem Bett. Es ist ihre Art zu sagen: Steh auf und kümmere dich um mich! Ich verband es mit einem Gang aufs WC. Zurück ins warme Bett. Ina schlummerte süß. Um schön für mich und die Gäste zu ihrem Geburtstag auszusehen, saß sie am gestrigen Donnerstag beim Friseur. Sie wird sich bestimmt ärgern, wenn sie erwacht, dachte ich. Meine schnurrende Wohnungslöwin drängte in mein Bett. Sie mag es, wenn ich mich auf die linke Schulter lege und ihr somit Platz an meiner Seite schaffe. Sie reibt ihr Köpfchen am Kopfkissen, genießt die Streicheleinheiten und erzählt und erzählt. Ein morgendliches Ritual.
Ina erwachte und kuschelte sich an mich. Ihre Wärme, ihr Geruch, ihre Nähe sind mir sehr wichtig. Ich liebe sie. In der Küche duftete es bald nach frischen Brötchen und Kaffee. Das Geburtstagskind bereitete sich im Bad auf den Tag vor. Nach einem gemütlichen Frühstück mit Kreuzworträtsel wurde der Einkauf besprochen. Schwierig, da wir nicht genau wussten, wer vorbeischaut. Mit Gehacktem gefüllte Kochschinkenröllchen sollte es sein. Diese werden in eine Auflaufform gelegt, mit einer Sahnesoße übergossen und mit Käse im Ofen überbacken. Eine Kalorienbombe, aber leeecker, dazu Reis und Salat. Natürlich kauften wir auch gute Weine. Es sollte ein schöner, genussvoller, unterhaltsamer Abend werden. Ich trug einen Großteil des Einkaufs nach oben. Ina brachte noch die Post mit.
Das Finanzamt schickte den Steuerbescheid. 5.872,00 € Restschuld! Der Tag war hin. Dieses Problem taucht jedes Jahr auf. Nachdem das Finanzamt Treptow/ Köpenick mir eine neue Steuernummer zuwies, gibt es diesen Trouble. Meine Frau hat eine Steuernummer, diese ist identisch mit der Steuernummer für unsere Gesamtveranlagung. Dann bekam ich noch eine weitere Streuernummer zugewiesen, mit der Bitte, über diese abzurechnen. Soweit so gut. Jedes Jahr erhalte ich nun eine Zahlungsaufforderung mit der Androhung der Kontensperrung, weil ich für eine Steuernummer partout keine Steuern entrichtet habe. Es war egal, welche man bei der Jahresabrechnung angab, die andere wurde Anlass der Strafandrohung. Ist es denn wirklich so schwer, eine der Nummern zu löschen????? Selbstverständlich hatte ich auch einmal beide angeben und wurde sogar schriftlich darauf hingewiesen, dass dieses nicht nötig sei. Natürlich kam trotzdem eine energische Zahlungserinnerung mit Versäumniszuschlag und der Ankündigung weiterer Repressionen. Vielleicht tragen auch meine Äußerungen in Richtung Unterstufenmathematiker noch immer Früchte.
Die sich überall immer mehr verbreitende Oberflächlichkeit gepaart mit Dummheit und völligem Unverständnis gegenüber anderen treibt mich in den Wahnsinn. Seit 1992 bin ich freiberuflich. Das Finanzamt in Berlin – Mitte war schon mühevoll, aber was im Süden abgeht, ist unter allem Kanon. Hat man alle Trottel in dieses Amt versetzt? In Rage griff ich zum Telefon. Meine Steuerberaterin war die erste:
„Warum legen Sie keinen Widerspruch ein? Wofür bezahle ich Sie, wenn ich mich im Endeffekt wieder mit den Beamten herumärgere und was bedeuten die 3.230 € aus weiterer selbstständiger Arbeit?“
„Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Schicken Sie mir bitte noch einmal alle Steuernummern, ich sende dann einen Brief ans Amt.“
Wütend beendete ich das Gespräch. Fast sechstausend Euro: Horror! Woher sollte ich die Kohle nehmen? Kaum hatte ich einigermaßen mein seelisches Gleichgewicht wieder erlangt, fuhrwerkten diese mathematischen Chaoten wieder an meiner Steuererklärung rum! Ich scheine der Steuerbetrüger Deutschlands zu sein. Bei mir lohnt es sich! Bei meinem Verdienst von Millionen und Abermillionen! Eine weitere Masche ist die Heraufsetzung meiner Vorauszahlungen. Man geht alle paar Jahre, dabei gibt es im Finanzamt Treptow / Köpenick keine klar erkennbare Formel, davon aus, dass ich ab sofort das Doppelte oder Xfache verdiene. Gibt es derartige Gehaltssteigerungen bei Sachbearbeiter/innen für das Ausharren im Finanzamt oder wo finde ich hier den Schlüssel für diesen Denkansatz? Aus ca. 700 € werden so mal schnell 7.900 € im Quartal. Auch lustig, da man als Steuerzahler in der Bringepflicht ist und dagegen vorgehen muss.
Der jährliche Anruf. Eine Frau entschuldigte sich für ihre Unwissenheit und verwies mich an ihre Kollegin in der Buchhaltung. Auch diese konnte mir keine Auskunft geben, da sie meinen Fall nicht bearbeitet hatte. Das Rechengenie des Amtes, zuständig für meine alljährliche Abrechnung, war angeblich nicht mehr im Haus. Na logisch, es war Freitag, fast Mittagszeit. Freitag um Eins macht jeder seins, um halb Zehn soll´s auch schon gehen! Eine Terminnachfrage für den kommenden Montag wurde negativ bescheinigt, da diese mathematisch minderbemittelte Büroschickse sich dann im Urlaub befand. So etwas kann man nicht erfinden. Wieder verschwendete ich Wochen mit Telefonaten und Briefen, werde im Endeffekt selbst vorstellig, um den Sachverhalt zu klären, immer mit der Angst vor der Kontensperrung. Wenn es einmalig wäre, aber es passierte jedes Jahr.
Als Gott die Welt erschuf, ruhte er am siebenten Tag. Soweit die Bibel. Was ist an diesem ominösen Sonntag passiert? Er bewunderte nicht sein Werk! Er fragte sich, was soll aus all den minderbegabten, sich ständig um den nötigen Fleiß drückenden, schlaftrunkenen, talentfreien, humorlosen, jedoch willig jedweden Blödsinn einer vorgesetzten Persönlichkeit ausführenden Menschen, selbstverständlich ohne das eigene Hirn einzuschalten, werden? Nur für diese erdachte er sich den Status des Beamten. Eine Art Schlechtigkeit, um seine Allmacht zu demonstrieren. Die Apokalyptischen Reiter sitzen heute in Ämtern. Nicht Seuchen, Hungersnöte oder Kriege verbreitend, sondern Steuerbescheid versendende Ungeheuer, Wegelagerer und Ignoranten. Gilt es nur für Finanzbeamte? Gott sei Dank, nein. Dummheit ist zeit- und grenzenlos. Der Herr erfand auch noch Politikerinnen und Politiker, Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter im öffentlichen Dienst, .... nach Belieben auszufüllen. All diese sind fast ausnahmslos vom Allwissenden mit einem gewaltigen Eichenbrett vor dem Kopf versehen worden.