>Ausgehend vom Versuch einer Standortbestimmung aktueller Theoriebildung wird eine Lesart der Essais critiques des französischen Literaturkritikers, Kulturtheoretikers und Schriftstellers Roland Barthes vorgeschlagen, welche die Gretchenfrage unserer Zeit - das Problem der Moderne - ins Zentrum dieser (und anderer) zwischen 1953 und 1963 entstandenen Texte jenes écrivain-écrivant rückt. Barthes selbst schrieb im Rückblick auf sein Buch 1971: "dès le départ, aucune volonté de sens général, aucune envie d'assumer un 'destin' intellectuel: seulement les éclats d'un travail progressif, souvent obscur à lui-même." Folgende Fragen sollen Licht ins Dunkel bringen: Welche Moderne-Begriffe entfaltet Roland Barthes im Rahmen einer Literatur, die sich selbst als 'deformierte', als aus der Form gebrachte Philosophie versteht? Welche Beziehungen entstehen zwischen den Definitionen der Moderne und der Funktion eines Autors, den man 1963, im Erscheinungsjahr seiner Kritischen Versuche, nach dem Glück der Moderne und vor dem Glück der Nach-Moderne ansiedeln könnte? Die Antworten auf diese Fragen münden ein in die Erörterung jener kulturellen Selbstverständlichkeiten, die Barthes' Moderne-Diskurs Grenzen setzten.
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Biographische Daten
Ottmar Ette, geb. 1956, studierte in Freiburg und Madrid. Promotion über José Martí 1990 an der Universität Freiburg, Habilitation über Roland Barthes (1995) an der Katholischen Universität Eichstätt. Lehrtätigkeit als wiss. Assistent in Eichstätt (1987-1995) und als Professor für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Potsdam (seit 1995). Er erhielt verschiedene Preise, wie 1987 den Heinz-Maier-Leibnitz-Preis für die Bearbeitung der Relation historique A. v. Humboldts (1991), 1991 Nachwuchswissenschaftler-Preis der Universität Freiburg für eine Arbeit über José Martí (dt. Tübingen (1991); span. México (1995)). Weitere Buchveröffentlichungen zu Reinaldo Arenas (Hg. 1992), zur Reiseliteratur (Mihg., 1992), zur frankophonen Karibik (Mithg., 1992), erneut zu José Martí (Mithg., 1994) und zu Roland Barthes (1998). Seit der Studienzeit macht er literarische Übersetzungen, zuletzt Ariel von José Enrique Rodó (1995). Aufsätze zur Literaturtheorie, zur französischen und lateinamerikanischen Literatur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts sowie zur Problematik der Moderne in fiktionalen Texten.