Garáž / Garage
Das Wort Garáž stammt ab von dem nordfranzösischem Begriff „garer“- sich sorgen. Das hat seinen Ursprung im germanischen „biwaron“ und darher stammt auch das englische Wort „beware“. Garáž sollte sich also ursprünglich um etwas sorgen. Heidegger spricht in „Sein und Zeit“ davon, dass „die Sorge“ eine Gesamtstruktur des Daseins sei - eine Gesamtstruktur der Existenz. Die Sorge wird also eine allgemeine Bestimmung der Existenz.
Doch wie sollte diese Sorge in Zlin geführt werden? Worum sollte sich die Garáž in Zlin sorgen? In der Stadt der bahnbrechenden Architekten der Vergangenheit und einer transastralen Architektin der Gegenwart? Die Antwort können wir uns wieder aus Heideggers Sein und Zeit borgen. Er sagt, dass wir die Sorge um's Dasein in zwei unterschiedlichen Richtungen führen können: eigentlich - um das authentische Sein - und uneigentlich - um das unauthentische Sein. Uneigentlichkeit verbindet Heidegger mit Durchschnittlichkeit und mit Fremdbestimmung, mit Gerede, mit dem man dank Anonymität vor dem eigenem Vorlaufen zum Tod wegläuft. Auf der anderen Seite, bezeichnet das eigentliche Sein die Zustimmung zum eigenen Vorlaufen zum Tod. Damit übernimmt man die Verantwortung für das Dasein und das bringt die Möglichkeit des eigentlichen Selbst-sein–könnens ins Spiel.
In diesem Kontext, denke ich, sollte sich die Galerie Garáž ebenso eigentlich und authentisch um kulturelles Leben der Stadt sorgen. Weil die Garáž nicht aus einem Bedürfnis nach Gerede oder nach Kapital entstanden ist, sondern - genau umgekehrt - aus dem Bedürfnis von V. Skacel und seinen Freunden nach authentischem Reden, etwas zu tun, sich zu sorgen und zu sterben...
Dazu reflektiert die Garáž mit ihren Taten, die dort realisiert werden, gerade dieses Gerede von uneigentlichen Dasein, das sich mit Anonymität in die Masse ersteckt - eine Daseinsform, der heute in der Welt der Massen- und Konsumkultur immer mehr Menschen erliegen. Die Garáž versucht diese Un-Authentizität zu reflektieren, zu verarbeiten und dabei ein bisschen Distanz zu gewinnen. Das beweisen auch die Veranstaltungen, die dort organisiert wurden: Cekání na kokota, Od lopaty ke kompjutru, Smrt krásných sumcu, Ve sredu si honím... Die heutige un-authentische Welt wartet schon wirklich nicht auf Godot, aber auf „Kokot“ /der Schwanz/ und das sollte man zeigen und verarbeiten.
Zufällige provokative Aktionen lassen einen Impuls für gesellschaftliche Reflektion, für Gedanken oder für Gegen-Aktionen zu entstehen. Damit überschreiteGaráž die Grenzen des Bereichs künstlerischer Ästhetik zum sozialen Bereich. Die ursprüngliche Funktion – sich sorgen, authentisch sein - verbreitert sich um eine sozial-kritische Funktion.