der bioadapter
in: Oswald Wiener, Die Verbesserung von Mitteleuropa [Roman], 2. Auflage, rororo 1495, Reinbek bei Hamburg 1972 (Erstausgabe 1969), ISBN 3-499-11495-X, appendix a (der "bio-adapter"), in: manuskripte 25, 1969
fuer w. pichler
a. philosophische ansaetze nebst vorgriffen auf die systembeschreibung.
der bio-adapter bietet in seinen grundzuegen die m. e. erste diskutable skizze elner vollstaendigen loesung aller welt-probleme. er ist die chance unseres jahrhunderts: befreiung von philosophie durch technik (1). sein zweck ist es naemlich, die welt zu ersetzen, d. h. die bislang voellig ungenuegende funktion der "vorgefundenen umwelt"als sender und empfaenger lebenswichtiger nachrichten (nahrung und unterhaltung, stoff- und geistwechsel) in eigene regie zu uebernehmen - und seiner individualisierten aufgabe besser zu entsprechen, als dies die "allen"gemeinsame, nunmehr veraltete sog. natuerliche umwelt vermag. in seiner wirkung kann der bio-adapter mit der eines aeusserst hochgezuechteten, durch laufende anpassung auch den differenziertesten beduerfnissen hoechstorganisierter lebewesen gewachsenen uterus' verglichen werden ("gluecks-anzug"). er kann als die sich ins zunaechst noch "ausserleibliche"erstreckende hypertrophie der organmoduln sowie der nervoesen baukomplexe seines inhabers interpretiert werden, und ist in dieser betrachtungsweise ein konverter der vom menschen in dessen umgebung projizierten lustimpulse.(servo-narziss) es ist die auffassung des designers des bio-adapters, dass erst die einheit mensch-adapter den anforderungen einer verantwortungsbewussten anthropologlschen kritik standhalten kann - aber daneben auch dem gesundheroischen Ideal eines den kosmos regierenden homo sapiens erstmalig genuegt, und zwar durch trockenlegung des kosmos einerseits, und zum andern durch liquidation des homo sapiens. der mensch, ausserhalb seines adapters ein preisgegebener, nervoes aktivierter und miserabel ausgeruesteter (sprache, logik, denkkraft, sinnesorgane, werkzeug) schleimklumpen, geschuettelt von lebensangst und von todesfurcht versteinert, wird nach anlegen seines bio-komplements zu einer souveraenen einheit, die des kosmos und dessen bewaeltigung nicht mehr bedarf, weil sie auf eklatante weise in der hierarchie denkbarer wertigkeiten ueber ihm rangiert.
der mensch bedarf des adapters, weil er im zuge seiner geschichte (welche eben im adapter abhanden kommt) durch hervorbildung seines bewusstseins in einen gegensatz zu seiner immer verbaler apperzipierten (d. h. im verlauf der progressiven verbalisierung ueberhaupt erst "wahrgenommenen") umwelt geraet, diese geradezu erst herausfordert, vorhersagt, materialisiert, erzeugt er vereinzelt sich... sein bewusstsein, dem er sich immer verzweifelter ueberlaesst, draengt ihn unter bildung und zuhilfenahme kraenklicher begriffe individualitaet, polaritaet gegenueber einer vexierbildhaften umgebung, welcher er in ueberanstrengung seiner sinne bestandteile anzuerkennen bemueht ist, gegenueber einer erfundenen, gleichwohl erlittenen, ihn blindwuetig mit nachrichten befetzenden objektwelt, und neurotisch-anankistische organisierung derselben zu kategorien und methodisch angehauchten hierarchien auf. der mensch wurde schutzlos durch das bewusstsein seiner symbolischen singularitaet, dieser seiner Iyrischen hoffnung, und seiner ergo fiktiven gegnerschaft zum alsbald bedrohlich empfundenen all. hier setzt nun der bio-adapter an, und reduziert das all auf den status einer unterhaltsamen ... fabel.
der adapter legt sich - von "aussen"betrachtet - zwischen den ungenuegenden kosmos und den unbefriedigten menschen. er schliesst diesen hermetisch von der herkoemmlichen umwelt ab und greift nur in den ersten stadien der adaption auf zu diesem zweck gespeicherte eigene informationen und auf solche seines inhalts zurueck. der mensch geniesst dabei zunaechst eine aufbereitete, therapeutisch angereicherte wahrnehmung ausgewaehlter aspekte des erinnerten kosmos. in der ersten adaptions-stufe vertritt der adapter foermlich das "aussen", er simuliert wechselbeziehungen, indem er sich als partner versteht. der sich von seiner umwelt auf attraktive weise ausgeeinzelt fuehlende mensch weiss sich inmitten einer konversation, in einem spiel-aehnlichen dialog mit einer wohlwollenden instanz begriffen. die tatsaechliche aktivitaet des bio-adapters in dieser phase besteht jedoch in der simulation eines kommunikationsschildes, einer membran zwischen den verschiedenen strukturen des bewusstseins seines inhalts. er simuliert einen verkehr mit dem "aussen", indem er, staendig umfassenden lernprozessen unterworfen, im verlaufe seiner exploration des inkorporierten menschen saemtliche nachrichten desselben an das nunmehr hypothetische all analysiert (auch die produkte des metabolismus), und ausgewaehlte portionen davon durchkombiniert wieder zurueckbietet, wobei der nachdruck stets auf dem kriterium der glueckhaftigkeit zu liegen kaeme. der bio-odapter funktioniert also, um es kurz zu sagen, als ein makro-instruktionen einer nicht mehr vorhandenen aeusseren nachrichtenquelle simulierender informationsspiegel: die impulse der bio-einheit werden analysiert, nach massgabe der zunaechst mutmasslichen lustbetonung neugruppiert, transkodifiziert, und eingespiegelt.
der zu adaptierende mensch wird pausenlos nach seinen beduerfnissen abgetastet, solange bis dieselben zum zwecke erhoehten lustgewinns vom adapter selbst erzeugt werden koennen. die lernstrukturen des adapters fuehren naemlich die komplette einheit behutsam aus dem ausgangsstadium, welches unmittelbar nach inbetriebnahme gegeben ist, in aufeinanderfolgende phasen immer umfassenderer sinnlicher und intellektueller genussfaehigkeit, die schliesslich in einer erweiterung des bewusstseins gipfeln, wie sie durch eine hinsichtlich ihres grades variable koppelung der anfaenglich noch als objektwelt empfundenen strukturen des adapters mit dem nervensystem seines inhalts erreicht werden kann - eine koppelung, die als um so effektiver gelten wird, je weniger transkodifikationen der informationsabtausch zu durchlaufen hat.
dazu ist es noetig, die einheit mit grosszuegigst angelegten feedback-kreisen auszustatten, um ihr programm-modifikationen jeder erforderlichen groessenordnung zu ermoeglichen, auch muessen die grund-instruktionen (monitoren) selbstverstaendlich den groessten teil des zeitgenoessischen wissens umfassen; weiters muss der adapter jedenfalls im stande sein, alle moeglichen operationen am zunaechst ja noch menschlichen leib durchzufuehren (amputationen; organverpflanzungen; neurochirurgie), sowie die regeneration eigener etwa gestoerter funktionen bzwse. den entwurf und den einbau von ersatz-moduln und ueberhaupt eigener neu-entwicklungen bewerkstelligen koennen. er modifiziert also nicht nur seine programme, die ja als unordnungs-abfolgen von "materie-zustaenden" interpretiert werden muessen, sondern im rahmen der selbst-adaptierung auch seine stofflichen moduln, die als programmtraeger sequentielle steuerung erst ermoeglichen. sohin sind diese in keiner weise mehr passive medien des ablaufs, sondern eben bestimmende zustaende; die unterscheidung von hardware und software ist ja bloss eine didaktische, und an sich ohne sachliche berechtigung: der einbau eines gelenks zwischen schulter und ellenbogen wird eine neue aera des rueckenwaschens einleiten.
b. rudimentaere systembeschreibung, ferner mutmassungen ueber die entwicklung des systems. fragmente. einzelne funktions-einheiten.
der bio-adapter wird in grosserie hergestellt; abgesehen von den medizinischmechanischcn effektor-moduln werden ausschliesslich mikrominiaturisierte monolithisch integrierte schaltkreise verwendet. jeder adapter greift auf einen ausreichenden vorrat transformierbarer betriebskraft in gestalt menschlicher nahrung, eigener betriebsenergie, pharmazeutischer stoffe und ersatz-materie als rohstoff zurueck. chemische einheiten zur regeneration von stoffwechselprodukten sind vorgesehen.
nach austestung und laden der monitoren ist der adapter betriebsbereit. die ausloesung der start-routinen sollte dem sich dem bio-adapter anvertrauenden menschen selbst ueberlassen bleiben. die beschickung des adapters stellt wohl ein ethisch-rechtliches problem dar, dieses sollte aber nicht unloesbar sein. sie kann auf freiwilliger basis erfolgen, es koennte aber auch sein, dass die staatlichen machtmittel zum besten der buerger in anwendung gebracht werden muessen. man wird sich vorstellen duerfen, dass millionen von adaptern dicht aneinander gepackt in unter- oder oberirdischen wabensilos untergebracht werden koennen (selbstverstaendlich bedeutet das anlaufen der internationalen grossaktion das ende der menschheit - sicherlich jedoch nicht das ende des bewusstseins als spitzenerzeugnis der evolution, ganz im gegenteil!). einmal angelegt, kann der bio-adapter nicht mehr verlassen werden - allein schon deshalb, weil der einmal in adaptation befindliche mensch ausserhalb des adapters nicht mehr lebensfaehig ist: der inhalt des adapters ist fuer die gesellschaft verloren, weil er die wirklichkeit verlassen hat. da, aus naheliegenden gruenden, keine information aus dem adapter in die gesellschaft dringen darf (ueberdies waere sie ja in einem fortgeschritteneren stadium der einheit voellig unintellegibel), kann die entwicklung der einheit nur an hand der grundlegenden dispositionen fuer das anfangsstadium vermutet werden. die fundamentale instruktion des bio-adapters ist auf erhaltung des bewusstseins gerichtet; es koennte jedoch der fall eintreten, dass auf grund seelischer gegebenheiten (aber auch - selten! - auf grund unguenstiger und ausserdem irreversibler evolution) das "experiment"terminiert werden muss; in diesem fall besorgt der adapter den gluecklichen tod seines patienten, und wird, nach selbsttaetiger stillegung seiner funktionen, zum leblosen sarg seines toten inhalts (euthanasie).
die wertestellung des bio-adapters laesst diesen mittels seiner sensoren erkennen, ob sich ein mensch in seinem inneren zur reise bereitmacht. sofort nach betaetigung des starthebels (welcher dadurch funktionslos wird - er wird alsbald abgebaut und der materie-reserve zugefuehrt) beginnt der adapter zu arbeiten. er schliesst sich und stellt atemluft zur verfuegung. die klima-einheit sorgt fuer ideale "aeussere"bedingungen.
gesteuert durch eine anzahl von sensoren, welche den konturen des menschlichcn koerpers folgend plaziert sind, schmiegt er sich eng von allen seiten an diesen, ohne ihn allerdings ausser an den unter einbeziehung der schwerkraft vorauszusetzenden stellen zu beruehren. mit diesen sensoren nimmt er jede bewegung des menschlichen koerpers wahr, und eilt ihr an der entsprechenden stelle voraus, indem er sich einbuchtet. so bleibt er der sich staendig verschiebenden struktur angepasst, ohne seinen inhalt im geringsten durch klausur empfindungen zu belaestigen; gilt die intention einer transport-bewegung (geh-, kriech-, laufversuche), so gibt der adapter an der gemaessen stelle in gewohnter weise nach. von der das gesicht umgebenden partie des bio-adapters (der raum unmittelbar um die augen) werden zu gestalten geformte lichtkombinationen generiert; die lage-sensoren steuern im zusammenspiel mit den registratoren der fortbewegungsversuche bildausschnitte und bildlage sowie die parallaxenverschiebung des hintergrunds (servo-zoom, perspektiv-automatik), ferner tonstaerken und schallrichtungen inklusive eventuell erforderlich werdender doppler-effekte.
freilich werfen die komplexe des tast- und raumsinns gewisse probleme auf. sie koennen jedoch mit hilfe verschiedener haptischer geber und kombinationen derselben gemeistert werden, umso leichter, als ja die variationsbreite der tastempfindungen beim menschen beschraenkt ist, und die empfindlichsten stellen relativ genau umrissen, nicht allzu ausgedehnt und im zusammenwirken mit den uebrigen sinnesorganen funktionell spezialisiert sind. der adapter wird nur jene oberflaechensegmente "beruehrter gegenstaende" simulieren, welche tatsaechlich mit der haut etc. des bio-moduls, von diesem anvisiert, in beruehrung kommen sollen, und nicht etwa gar die komplette ueber die video-einheit servierte gestalt. der vom bio-modul erwartete tast-eindruck kann seitens des bio-adapters durch registrierung der auf gezeigte bilder hin gerichteten bewegungen ohne weiteres abgefolgert und bereitgestellt werden. streicht etwa die hand des bio-moduls, nach erreichen eines gegenstandes, ueber diesen hin, so simuliert der adapter immer nur die wenigen quadratzentimeter der tatsaechlich beruehrten flaeche, indem er in der bewegungsrichtung mit geringem vorsprung neue flaeche vorbereitet, um sie hinter der beruehrung sofort wieder abzubauen.
nach aufnahme seiner taetigkeit stellt sich der bio-adapter optisch und akustisch nach den erkenntnissen der public-relations-technik als angenehmer gespraechspartner vor, und zwar durch (aufeinanderfolgende oder simultane) darstellungen verschiedener personen. mit der ersten willkuerlichen oder auch unwillkuerlichen reaktion des inserierten menschen darf der kontakt zwischen diesem und dem adapter als hergestellt betrachtet werden.
zu beginn findet die kommunikation natuerlich in menschlicher sprache statt, d. h. der mensch aeussert verschiedentlich wuensche und beschwerden, welche der adapter auf das gewissenhafteste zur richtschnur seines weiteren verhaltens macht. jede aeusserung ist dabei von wichtigkeit, weil sie als hinweis zur austestung der wahrnehmung, des weltbilds und der normen des bio-moduls verwendet werden kann. diese austestung muss so schnell und zwanglos wie moeglich vorangetrieben werden, weil die gesamte erste adaptionsphase hinsichtlich des energie-haushalts der einheit recht unoekonomisch ist und deswegen moeglichst schnell beendet werden muss. der bio-adapter wird daher alle medizinisch-energetisch-psychologischen tests wo moeglich gleichzeitig abfuehren, und daneben den menschen in ein dessen intellektuelles niveau berechnendes gespraech verwickeln, um weitere aufschluesse ueber das wissen und die persoenlichkeit des patienten zu erhalten. es liegt im interesse einer schnellen abwicklung dieser einleitenden routinen, dass sich der bio-adapter dabei als leicht ueberlegener partner (etwa in der audio-visuellen darstellung eines professoral wirkenden vaeterlichen freundes) und mitmensch gibt. aus gruenden der kapazitaetsersparnis wird auf vermittlung "objektiven wissens"durch den bioadapter verzichtet; er stellt als gespraechsstoff zur verfuegung, was der patient an kenntnissen ueber das jeweilige sachgebiet angehaeuft hat. (2)
trotz aller anstrengungen und der ueberlegenheit des bio-adapters wird der mensch gelegentlich an pannen und nicht zu vermeidenden fehlleistungen merken, dass er sich nach wie vor im adapter befindet. ausmittelung und konstruktion gewisser wichtiger umgebungen (z. b. elternhaus, schauplaetze frueher kindheit, arbeitsplatz, heim, vertraute vergnuegungsstaetten etc., mit den fuer sie typischen gestaltkonfigurationen, tonstrukturen u. s. f.) kann nur in einer reihe von verbesserungen ueber versuche und irrtuemer hinweg gelingen . ueber krasse versager beschwichtigt der adapter durch einsatz psychotechnischer kunstgriffe (u. a. diskussionen, ablenkung der aufmerksamkeit, in besonders gravierenden faellen auch einschlaeferung o. ae.) oder durch belehrung ueber die verbal-hypothetische natur der wirklichkeit. immerhin wird die kontinuierlich vervollstaendigte integration bald einen grad erreicht haben, der im objekt des adapters zunaechst einmal unsicherheit ueber seine kondition, spaeter jedoch die ueberzeugung einer restlosen wiedereinsetzung in den status quo ante zur folge haben muss. besonders im fall hartnaeckiger oder ausnehmend aengstlicher menschen wird man sich vorstellen duerfen, dass der adapter nach vervollstaendigung seiner informationen seinem inhalt den totalen eindruck einer wiederauferstehung beschert - komplett mit einer eindrucksvoll umstaendlichen sequenz des aus-der-maschine-kletterns, der begruessung durch ein komitee der mit der adapter-beschickung betrauten wissenschafter (soweit sich der patient ueberhaupt an details wie gesichter, raumausstattung etc. erinnern kann, bzwse. nach massgabe dieser erinnerungen), eventuell der versicherung durch dieselben, es habe sich um ein experiment von hoechster wichtigkeit fuer staat und vaterland gehandelt, sowie der ehrung durch hoechste funktionaere und der schliesslichen entlassung in ein hinfort muessiges reichdotiertes privatleben; eine der zahllosen anderen moeglichkeiten waere, unter benutzung ihm liebgewordener gestaltkomplexe (geschlechtspartner, bester freund, mutter, vorgesetzter, psychiater) dem patienten temporaere nun aber remittierte psychosen u. dgl. zu suggerieren - eine deswegen wichtige, weil in der uebrigen entwicklung angesichts von schwierigkeiten immer wieder exazerbationen vorgeschuetzt werden koennen.
in diesem stadium befindet sich die einheit unmittelbar vor dem abschluss der ersten adaptions-stufe, welche, fuer viele jeweilige faelle vermutlich recht aehnlich verlaufend, den grund fuer den nun folgenden eigentlichen adaptionsprozess bereitet hat. der inserierte mensch - noch ist er nicht mehr als das lebt in gewohnter umgebung, jedoch angenehmer als er je zuvor ertraeumt haette. seine umwelt "liest ihm die wuensche von den augen ab": was er auch unternimmt, gedeiht. seine lieblingspartner, lieblingsspeisen, lieblingsgifte, lieblingsplaetze, lieblingsbeschaeftigungen werden ihm laufend offeriert, und stets cum grano salis, um ihn in spannung zu haltcn. er weiss sich schoener, tuechtiger, klueger, begehrenswerter, begehrter, gesuender. er erfuellt sich alte wuensche, leistet sich status und luxus, sieht die welt, fuehrt.
der bio-adapter erreicht all dies in erster linie durch seine moeglichkeiten, dem patienten ueber vorgefuehrte gespraechspartner belehrungen zu erteilen, und erst in zweiter linie durch markierung von sinneseindruecken. dabei geht er in nichts ueber die gewoehnlichen suggestiv-eigenschaften der kommunikation hinaus, welche ihm ohnedies erlauben, etwaigen beduerfnissen nach sinnlicher verifikation mit den groebsten mitteln zu begegnen. hinsichtlich dieser sinneseindruecke stuetzt sich der adapter vorwiegend auf den gesichtssinn seines patienten. stets sind ja, was der adaptierte sieht, anblicke, und nicht etwa "dinge". nach hinreichender neigung seines kopfes z. b. sieht er das bild seiner beine, und nicht etwa "diese selbst".
die weitere abstimmung auf ein sozusagen als handgreiflich empfundenes weltbild besorgen auto-tuning-substrukturen der verschiedenen an einem "gesamteindruck"beteiligten empfindungsgeneratoren. diese stellen ein komplexes regelsystem zur feineren dosierung von reizen dar. die intermodale korrelation, unerlaesslich fuer das kompakte weltbild des menschen, wird weniger durch wiederholte gleichzeitigkeiten von reizkomplexen (denen auf der seite des bewusstseins auf grund der biologischen prinzipien der wahrnehmungsoptimalisierung ohnehin bedeutende hindernisse entgegenstehen), sondern mehr durch reafferenzen ausgehend von verbal aufgerufenen begrifflichen strukturen hergestellt. der sich dem bewusstsein praesentierende "hohe grad der korrelation"wird durch relativ rohe konkomitanzen sinnlicher erregung auf gleichem niveau erhalten; folglich wird es bei den (zunaechst in betracht kommenden) auf ausserhalb der haut gerichteten sensorischen komplexen (eine gewisse ausnahme bildet eben der gesichtssinn) genuegen, wenn der bio-adapter relativ plumpe sinnesdaten generiert und den reafferenzen des patienten das uebrige ueberlaesst. im zweifelsfall wird eine verifikation immer besser ueber sprachliche kommunikation mit "anderen menschen"erfolgen als durch naehere untersuchung des gegebenen; und in besonders schwierigen faellen wird der bio-adapter zur entscheidung derartiger fragen einfach messinstrumente anbieten.
saemtliche verhaltensweisen seines insassen betrachtet der bio-adapter als pathologisch-infantile offene handlungsabfolgen, deren strukturschemata er nach ausreichender analyse der verzweigungen in einem katalog der motlvationen sammelt: er stellt variationsbreiten und sprungbedingungen fest, memoriert erstere als huellkurvenparameter und legt letztere in speicherfelder mit wahlfreiem zugriff ab: seine eigenen reaktionen assembliert er aus den deduzierten elementen, und stimmt sie mit den monitoren ab auf das alles beherrschende prinzip der therapie.
gewisse seelische zustaende des bio-moduls sind dem fortschreiten der adaption besonders foerderlich. in erster linie ist hierbei an alle formen der ekstase zu denken, darunter wieder besonders an solche, die zu den "natuerlichen zustaenden"des organismus gehoeren.
die sex-servomoduln sind daher besonders grosszuegig ausgelegt und teilautonom. sle koennen im bedarfsfall sehr bedeutende sektoren des bio-adapters uebernehmen, und verleihen dann der gesamten umwelt des bio-moduls zuege die sich in hervorragender weise zur verstaerkung seiner protopathischen erlebnisfaehigkeit eignen. befindet sich der bio-modul im zustande sexueller erregung, so stoesst er alsbald auf eine umwelt, die dieser erregung im hoechsten grade foerderlich ist. alle ihm begegnenden menschen blicken ihn luestern an. er hoert aufreizende worte von bruechigen stimmen gefluestert, er betritt sinnliche musik. pflanzen und leblose gegenstaende, landschaften und abstrakta wirken auf ihn erotisch, erweisen eine auf ihn bezogene geschlechtlichkeit, je nach persoenlichkeit erlebt er keusch-herbe ehrende eroberungen oder unterfaengt sich bestialischer entladungen in gewalt und willkuer. der bio-adapter sorgt fuer die abwechslungsreichste, geschickteste regie auch in den faellen unsterblicher liebe, und fuehrt ueber die erfahrungen seines inhalts hinaus in eine heidnische geilheit. der patient waelzt sich in phallen, bruesten, vaginen, aufgestachelt durch yohimbin, testoviron, moenchspfeffer, seerosenabsud, kampfer, lupulin, natriumbromid, kantharidln, colorines vom zompantlibaum... preludin, amphetamine steigern seine vorlust... nupercainalpraeparate verzoegern, amyl-nitrit verlaengert, chloraethyl, stickoxydul verstaerkt seine orgasmen... stromstoesse in seine schleimhaeute machen seine lueste zum delir! die welt besteht aus drauci und pathici. in der raserei kuendigen phantastische irrumationen veraenderungen der wirklichkeit an, er kopuliert mit bergen von geld, mit schraenken, viren, brillen, firmen, efeu, buesten, er ejakuliert beim anblick des achats!
auch die ekstasen der vernichtung werden vom adapter provoziert und uebersteigert, gleich ob sie sich gegen die welt oder gegen das subjekt richten. mit leichtigkeit oder nach schweren kaempfen, ja sogar - je nach persoenlichkeit unter grossen persoenlichen opfern bis beinahe zur selbstvernichtung annulliert der bio-modul, wogegen sich sein trieb richtet, als heroischer outlaw oder wuestling, im zusammenwirken mit oder als beauftragter der oeffentlichkeit, oder als hemmungsloser staatsfeind, niedermaehend, zerhackend, zerfleischend, in tobenden paroxysmen zerbeissend, zermalmend, zerstampfend, zer..., zer... oder nach reiflicher und schwerer erwaegung allen fuers und widers erden, kosmen... annihilierend was die vernunft bezeichnet, usw. usf.
c. zweite adaptions-stufe.
der bio-adapter kontrolliert nun die leiblichen und seelischen zustaende seines inhalts bis ins letzte, d. h. er hat den platz des staates eingenommen. er kann nunmehr zur erweiterung (verbesserung) des bewusstseins des bio-moduls schreiten.
der erste wichtige hier interessierende vorgang ist die heraus-praeparierung des nervensystems verbunden mit der herstellung eines direkteren informationsflusses zwischen adapter und bio-modul. der abbau beginnt bei den gliedmassen, und schreitet zu den zentraleren koerperteilen langsam fort. der bio-adapter wird mit einem minimum an anaesthesierungen auskommen, da er vor den operationen alle afferenten bahnen an eigene reizwandler anschliessen kann: waehrend z. b. gerade ein bein des bio-moduls amputiert wird, geniesst derselbe vielleicht einen erfrischenden fussmarsch durch reizvolle ungarische landschaften. der adapter simuliert das komplexe wechselspiel der efferenten nerven mit kinaesthetischen und propriozeptiven fasern und ein blick auf seine beine belehrt den bio-modul hoechstens ueber die tatsache, dass seine bewegungsfreude dem muskelspiel seiner extremitaeten immer besser bekomme. der abbau wird durch die ueberlegene verarbeitungsgeschwindigkeit der adapter-elektronik sehr beguenstigt, da der adapter etwaige fehlgriffe durch zentraler plazierte kontrollsensoren rechtzeitig erkennen und rueckgaengig machen kann, bevor sie ins bewusstsein des bio-moduls gelangen.
die reduktion des bio-moduls auf seinen eigentlich empfindlichen teil ist erst abgeschlossen, wenn auch die zentralen sinnesorgane des ehem. kopfes als reizwandler ausgefallen und durch direktere anschluesse an die informationsgeber des adapters ersetzt sind.
in diesem stadium fallen viele unnoetige stoff- und informationstransformationen hinweg (z. b. nahrungsaufbereitung, bewegungs-assimilationen, sinnesdaten-aufbereitung) und sind mit grossem gewinn durch 'fuehlungnahme' ersetzt (naehrloesung, direkte impulse zwischen mot. endplatten oder peripheren synapsen und mikroelektroden). der energie-haushalt der einheit ist entlastet, d. h. es werden nur mehr etwa (allerdings spaeterhin wieder leicht ansteigend) 100 watt verbraucht, exklusive der etwa 25 watt stromverbrauch des gehirns selbst. zahlreiche mechanische Aggregate werden unnoetig und vom adapter abmontiert und umgebaut, oder der reserve (wo sich auch die zellgewebe des bio-korpers befinden) zugefuehrt.
der abbau des nervensystems selbst, der sich nun anschliesst wird vom adapter sehr behutsam durchgefuehrt und hat bald ein ende; das ziel der einheit ist a) groessere komplexheit der funktionellen strukturen, und nicht reduktion auf ein minimal modell. man kann daher eher von einem aufbau komplexer und flexiblerer hierarchie-kreise sprechen. der allmaehliche ersatz zellulaerer schaltkreise des peripheren systems durch solid-logic-bausteine macht die einheit kompakter, aber nicht notwendig integrierter; dichtere integration wird vielmehr erst durch vermehrung der schaltkreise selbst und durch bessere streuung der informatlon erreicht. insonderheit ist des trachten des adapters darauf gerichtet, den begriff der sinnlichen qualitaet zu erhalten, ja durch experimente den modalen bereich durch einbau weiterer sensorischer moduln zu erweitern. dass dabei das hauptaugenmerk auf den zentralen gehirnstrukturen ruht, muss nicht weiter ausgefuehrt werden: in einem stadium, das durch generell gleichwertige stromimpulse in die afferenten bahnen gekennzeichnet ist, beruhen schliesslich alle modulen unterschiedenheiten auf verschiedenheiten der schalt-bloecke von mesenzephalon aufwaerts.
man koennte nun angesichts dieser prozesse von einem allmaehlichen aufsaugen der zellorganisation durch die elektronischcn schaltkomplexe des adapters sprechen, und zweifellos trifft diese ausdrucksweise, soweit die reiz-reaktions-beziehungen im materiellen gemeint sind, ganz gut zu. anders liegen die dinge vom standpunkt des bio-moduls gesehen. er besteht ja ausschliesslich aus bewusstsein, und dieses erfaehrt in schueben grandiose ausweitungen. seine traeger wechseln wohl, aber unmerklich langsam; dieser wechsel ist - gelegentlich - von einer kurzen bewusstseinstruebung begleitet, welche aber alsbald einer vorher nicht gegebenen helligkeit weicht. war also schon die erste adaptions-stufe durch die nichts weniger als antagonistische, ja geradezu kooperative umwelt eine massnahme zur erweiterung der moeglichkeiten des bio-moduls, so wird nun das bewusstsein zum selbst der umwelt, die sich nunmehr etwa wie dle eigene hand verwenden laesst. waren vorhin noch leistungssteigerungen durch bedingungen provoziert, wie sie etwa in der hypoxaemie durch hyperventilation, im experiment durch anionen-anreicherung der atemluft, oder durch magnetfelder "von aussen" hergestellt werden koennen, so werden sie nun durch groessere anzahlen der datenverarbeitenden elemente, durch groessere komplexheit der verbindungen und durch groessere verarbeitungsgeschwindigkeit bewirkt.
die kontinuitaet des ich-bewusstseins, soweit sie ueberhaupt postuliert werden kann, ist nicht durch die physische konstanz der ganglien-zellen, sondern durch die konstanz der information gegeben. diesc persevcration wlrd aber durch die allmaehliche uebernahme der information seitens elektronischer strukturen nicht unterbrochen, weil sie eine schrittweise uebernahme sozusagen zelle fuer zelle mit sofortigem wiederanschluss an die zentrale verarbeitung ist. die bedeutenden erweiterungen des daten-verarbeitendcn materials fuehren zu einer sprengung der den menschen so einschnuerenden enge des bewusstseins; die verarbeitungsgeschwindigkeit der autonomen subkortikalen kerne steigert sich enorm - damit wird aber schliesslich auch die gleichschaltung des ehem. kortex erforderlich, und endlich werden saemtliche verarbeitungskreise in das bewusstsein einbezogen, mit dessen traeger, und das >nicht bewusste< bleibt auf die elementaren, atomaren transmissionsprozesse beschraenkt.
das bewusstsein, dieses kuckucksei der natur, verdraengt also schliesslich die natur selbst. waren frueher die gestalten der sinnlichcn wahrnehmung blosse produkte bedingter reflexe einer ueberlegenen versuchsanordnung, gespenster der menschlichen zufallssinne (stammesgeschichtlich stammt beispielsweise das gehoer aus der kieferkonstruktion!), spitzenerzeugnisse des sozialen prozesses, ausgeburten der sprache, so ruht nun das bewusstsein, unsterblich, in sich selber und schafft sich voruebergehende gegenstaende aus seinen eigenen tiefen.
weiters wird der mit den bewusstseinstraegern verschmelzende adapter ausserhalb des thalamus neue lust-zentren schaffen, die der experimentierenden wie der hingebenden selbst-stimulation neue wege weisen. die zahlreichen der homoeostase dienenden subkortikalen kerne (atemzentrum u. dgl.) werden umfunktioniert und in bewusstseins-prozesse eingegliedert. aktivierung der gedaechtnis-strukturen.
(...)
e. die entwicklung des bio-adapters ist freilich voellig von der geisteskraft, vom mut und von der selbstaendigkeit des subjekts abhaengig. wo das ungenuegen nicht stark genug, wo die das bewusstsein ausmachenden sozialen strukturen ueberstark sind, da kann auch der adapter nur eine 'normale' welt erzeugen - auch in der zweiten phase. moeglicherweise sind wir alle
(1) beispiel: russisch-lehrgang. der adapter exzerpiert zunaechst die vorstellungen seines inhalts von tatsachen und stimmungswerten der russischen sprache. sodann erweitert er das material durch analogie und induktion, verfremdet es durch aleatorische abweichungen von den so erhaltenen normen, dosiert den lehrstoff und bietet ihn an. der inhalt des adapters lernt nun "russisch" und erfrischt sich am raschen fortschritt. er lernt viele russen kennen, reist vielleicht gar nach einem seine erwartungen ganz und gar nicht enttaeuschenden kiew, oder erzieht sich, "daheim bleibend" seinerseits partner zur pflege der russischen konversation.
(2) von hier aus ist das moment gewisser sinnestaeuschungen in der "wirklichen welt" zu interpretieren: ein zweiter blick belehrt mich ueber die taeuschung: aber habe wirklich ich mich getaeuscht, oder hat die welt ihren irrtum blitzschnell repariert?
(3) ein einfach herzustellendes arrangement zum selbstbasteln findet man bei o. prokop, forensische medizin, berlin 1966.