Peter Tepe

Neue Rhein Zeitung Nr.49 vom 27. Februar 1996

Uni hinter der Maske

von Joachim Geschke

Ein Igel, Ratten, eine Kröte in der Uni? Tierisches, noch dazu als Kabarett-Szenerie, im Allerheiligsten der Alma Mater? Der Germanist Professor Peter Tepe hat diesen ungewöhnlichen Weg beschritten, um seinen Studenten ein schwieriges Thema interessanter vorzutragen als in einer traditionellen Vorlesung.

Dabei hat er Wissenschaft und Alltagserfahrung miteinander verbunden: Etwa zu Mythenbildungen in Beziehungen und Familien. über Tepes neue Vorlesungs-Formen ist jetzt das erste von vier geplanten Büchern erschienen: „Mythisches Allzumythisches – Theater um alte und neue Mythen 1“ ist ein inhaltsschweres Buch und kommt doch leicht daher – vor allem leichtverständlich. Denn es soll auch für Laien lesbar sein, betont der 47jährige Professor Tepe, der seit 1992 „Neuere Germanistik“ an der Uni lehrt. Und für ein Semester auch Mythen und Ideologie-Kritik zum Thema machte.

Alte Mythen

Heutzutage Mythen? Sie treten überall auf, so Tepe, gerade die Esoterik-Bewegung mit ihrem großen Zuspruch lebt nur von modernen Mythen.

Sinnlichkeit

„Die pralle Sinnlichkeit“ der Geschichten, die in alten Mythen erzählt werden, so Tepe, hat ihn auf die Idee zu einer anderen Form der Vorlesung gebracht: Auf dem Podium spielte ein modernes Märchen: Igel und Kröte fliehen vor einer Katastrophe in die Höhle der Ratten. Dort müssen die beiden der Ratte und der Rättin, die keine Mythen mehr kennen, für „Aufenthalt und Verpflegung“ Geschichten erzählen. Der Kinderbuchautor Helge May schrieb für diese „Theater-Vorlesung“ sämtliche Dialoge, die Aufführung entstand zusammen mit Studenten.

Auf der Bühne standen die wissenschaftlichen Mitarbeiter mit Masken und spielten „Ballettratte“ oder „Samtauge“, der Professor war mal „Captain Kröt“ oder auch mal Humphrey Bogart. Die Studenten hinter den Masken forderten vom Professor – der Kröte – immer wieder Erklärungen. So entstand ein unterhaltsames Theaterstück mit erklärendem Hintergrund. Studentin Susanne Stemmler, die mitspielte, ist wie alle anderen Studenten auch eine der Mitautorinnen des Buches. Ihr hat es „sehr sehr viel Spaß gemacht“ – auch wenn für die Vorlesung am Tag vorher jedesmal bis in die Nacht hinein geprobt wurde.

Der unkonventionelle Professor Tepe hat inzwischen auch andere Formen der Vorlesung probiert – etwa ein Streitgespräch zwischen zwei Professoren zu einem Thema.

Humphrey Bogart

„Das fordert allerdings viel Mut der Lehrenden, ihre Thesen deutlich und streitbar zu vertreten“, so Tepe.

„Mythisches, Allzumythisches“ von Peter Tepe und Helge May ist im Melina-Verlag, Ratingen, erschienen.